Jetzt hab ich endlich das richtige Wort für meinen damaligen Saufkumpel Kai gefunden:
Trittbrettficker.
Ich kannte Antje schon etwas länger, aber darüber will ich später nochmal etwas mehr schreiben, denn das mit Antje war nicht gerade eine meiner Glanznummern.
Wenn ich mit Kai auf Tour war, hatte ich es immer vermieden dahin zu gehen, wo auch Antje sein könnte. Aber eines Abends traf ich sie in unserer Stammdisco und dank ihrer kontaktfreudigen Freundin kamen wir trotz der lauten Musik ins Gespräch. Naja, es war eigentlich kein Gespräch sondern eher ein heftiges Herumgeflirte mit den beiden. Das blieb dann natürlich auch Kai nicht verborgen, der dann auch noch mit in dieses Gebalze einstieg. So verging der Abend recht schnell und wir beschlossen, daß wir danach noch zu Antje gehen könnten. Gesagt - getan.
Antje war von reichlich Alkohol ganz schön enthemmt und rollig. Aber sie sträubte sich, mich an sich heranzulassen, vielleicht hatte sie mir unser letztes Treffen noch nicht verziehen. Um es mal gleich vorwegzunehmen: hat sie nie.
Als es dann gemütlich wurde, fiel ihrer Freundin ein, daß sie genau jetzt nach Hause wolle. Und da ich derjenige war, der mit Fahren dran war und mich mit dem Alkohol soweit zurückgehalten hatte, daß ich wenigstens noch fahren konnte, fiel es mir zu, sie nachhause zu fahren und Kai und Antje allein zu lassen. In dem Moment hatte ich mir da noch nichts weiter dabei gedacht.
Bei der Freundin hatte der Alkohol offenbar nur Müdigkeit ausgelöst, denn mit der Kommunikationsfreude wars bei ihr vorbei. Also einmal wortlos quer durch die Stadt kutschiert. Hin und wieder zurück in einer Bestzeit von knapp 30 Minuten.
Wieder bei Antje angekommen klingelte ich, aber es tat sich nichts. Der Türsummer blieb stumm und die Haustür zu. Also wieder klingeln. Länger klingeln. Noch länger klingeln. Immernoch nichts.
Heute fällt es mir bei so einer Situation natürlich wie Schuppen von den Augen: Die ficken und denken gar nicht dran sich jetzt stören zu lassen. Aber damals kam mir das irgenwie übehaupt nicht in den Sinn.
Nach einer guten Viertelstunde brummte der Türöffner und ich stieg die Treppen zu ihr hinauf. Die Tür stand offen. Kai saß in einem Sessel und sah fern; Antje lag in eine Decke gewickelt auf der Couch und blickte mich müde an.
Da ich die Situation immernoch nicht richtig geschnallt hatte, versuchte ich sie zu küssen aber sie wehrte ab. So versuchte ich wohl noch etwa zehn Minuten auf sie einzureden aber sie blockte müde und gelangweilt ab.
Erst später wurde mir dann irgenwann mal schlagartig klar, was die beiden getrieben hatten und warum sie dann so geschafft war.
Aber bis heute begreife ich nicht, warum ich damals so blind war und das nicht mitbekommen habe.