Melissa P. - Mit geschlossenen Augen

»Mir scheint, du hast vergessen, wer hier der Herr und wer der Sklave
ist. Hier entscheide ich, was zu tun ist, du hast nur zu gehorchen. Komm
her!«, fuhr ich ihn an — eine Domina, wie sie im Buche steht.
Während er mit großen Schritten auf das Bett zugeeilt kam, warf ich
einen Blick auf die Gerte und den Phallus, die auf dem Nachttisch lagen;
im selben Moment begann mein Blut zu kochen, und eine erregende Wut
machte sich in mir breit. Ich wollte sehen, was für einen Orgasmus er
haben würde, und vor allem wollte ich sein Blut sehen.
Nackt sah er aus wie ein Wurm, er hatte kaum Haare, seine Haut war
schwammig und glänzend, sein Bauch breit und aufgedunsen, sein Glied
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schlagartig steif. Ich überlegte mir, dass er die sanfte Gewalt aus meinem
Traum eigentlich nicht verdient hatte, ein so schönes Geschenk konnte
ich ihm nicht machen, nein, er hatte Strafe verdient, eine echte,
knallharte Strafe. Ich befahl ihm, sich mit dem Bauch nach unten auf den
Boden zu legen, mein Blick war hochmütig, kalt, distanziert, er hätte ihm
das Blut in den Adern gefrieren lassen, wenn er ihn gesehen hätte. Als er
sich mit blassem, schweißüberströmtem Gesicht nach mir umdrehte,
bohrte ich ihm mit aller Kraft den Absatz meines Lederstiefels in den
Rücken. Meine Rache geißelte sein Fleisch. Er schrie, aber er schrie leise,
vielleicht weinte er, ich war so benebelt, dass ich Geräusche und Farben
um mich herum nicht mehr unterscheiden konnte.
»Wem gehörst du?«, fragte ich ihn mit eiskalter Stimme.
Ein Röcheln und dann eine gebrochene Stimme: »Dir. Ich bin dein
Sklave.«
Mein Absatz wanderte auf seinem Rückgrat abwärts, um schließlich
mit Druck in seiner Gefäßfalte zu verschwinden.
»Nein, Melissa ... Nein ...«, flehte er keuchend.
Ich brachte es nicht fertig weiterzumachen, also habe ich mir die beiden
»Werkzeuge« vom Nachttisch geangelt und aufs Bett gelegt. Mit einem
Fußtritt zwang ich ihn, sich umzudrehen, dann ließ ich seiner Brust
dieselbe Behandlung zukommen wie zuvor seinem Rücken.
»Dreh dich wieder um!«, befahl ich ihm dann. Er tat es, und ich setzte
mich rittlings auf einen seiner Schenkel; fast unbewusst begann ich,
meine durch den hautengen Overall durchdrückende Scham daran zu
reiben.
»Du hast ein ganz nasses Fötzchen, komm, lass es mich lecken ...«, sagte
er stöhnend.
»Nein!«, erwiderte ich in hartem Ton.
Seine Stimme überschlug sich mehrmals, während er mich anflehte
weiterzumachen, ihm noch mehr wehzutun.
Meine Erregung nahm zu, griff von meinem Gemüt auf mein
Geschlecht über und versetzte mich in eine mysteriöse Euphorie. Das
Gefühl, ihn in der Gewalt zu haben, machte mich total glücklich. Glücklich
für mich und glücklich für ihn. Für ihn, weil es das war, wonach er
verlangte, einer seiner sehnlichsten Wünsche. Für mich, weil ich mich
endlich einmal mit Leib und Seele, mit meiner ganzen Person behaupten
konnte ‒ einem anderen Menschen gegenüber behaupten, den ich
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regelrecht in mich aufgesogen hatte. Ich feierte das Fest meiner selbst.
Als Nächstes kam die Peitsche dran: Ich zog zuerst den Griff, dann die
Lederriemen über sein Gesäß, aber ohne ihm wehzutun; dann klopfte ich
ihm leicht aufs Fleisch und spürte, wie er zusammenfuhr und sein
Körper sich verspannte. Über uns immer noch der dicke Brummer, der
unentwegt gegen die Glühbirne stieß, vor mir ein halb geöffnetes Fenster
und eine Gardine, an der der Wind zerrte. Ein letzter, kräftiger Schlag
auf seinen malträtierten roten Rücken, dann griff ich nach dem Phallus.
Ich hatte so ein Ding noch nie in der Hand gehabt und fand es auch jetzt
nicht gut. Das klebrige Gel, mit dem ich es einschmierte, blieb an meinen
Fingern haften und mit ihm etwas ungemein Verlogenes und Unnatürliches.
Wie anders war es da doch gewesen, Gianmaria und Germano
dabei zu beobachten, wie sie ineinander eindrangen, sanft und voller
Zärtlichkeit, und zu erleben, wie sich eine neue Wirklichkeit auftat ‒ neu,
aber wahr und irgendwie tröstlich. Diese Wirklichkeit dagegen ekelte
mich an: Hier war alles falsch und geheuchelt. Und wie erbärmlich er
heuchelte, sich selbst, seiner Familie gegenüber ‒ ein Wurm, der vor
einem kleinen Mädchen im Dreck kroch. Das Ding ging nur sehr
mühsam rein, und ich spürte, wie es in meiner Hand vibrierte, als hätte
es etwas zerfetzt: seine Eingeweide. Während ich immer wieder in ihn
eindrang, wiederholte ich im Kopf bestimmte Sätze, wie die Formeln
eines Ritus.
Für deine Dummheit, erster Stoß, für dein mangelndes Einfühlungsvermögen,
zweiter Stoß, für deine Tochter, die nie erfahren wird,
dass sie einen Vater wie dich hat, dritter Stoß, für deine Frau, die nachts
an deiner Seite liegt, vierter Stoß, dafür, dass du mich nicht verstehst
und nie den eigentlichen Kern meines Wesens erfasst hast ‒ die Schönheit.
Jene wahre, echte Schönheit, die wir alle in uns haben, du aber
nicht. Unzählige Stöße, und alle hart, trocken, schmerzhaft. Er stöhnte
unter mir, er schrie und wimmerte bisweilen, und seine Öffnung, rot vor
Anspannung und Blut, weitete sich immer mehr.
»Na, ist dir die Luft ausgegangen, dreckiger Sack?«, fragte ich ihn
irgendwann mit einem grausamen Grinsen.
Er schrie laut hinaus, vielleicht hatte er einen Orgasmus, dann sagte er:
»Genug, es reicht, bitte.«
Und ich ließ von ihm ab, während sich meine Augen mit Tränen
füllten. Total außer sich und völlig zerschlagen ließ ich ihn auf dem Bett
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liegen, zog mich um und grüßte unten, im Hausflur, die Portiersfrau. Ihn
habe ich nicht gegrüßt, nicht einmal angeschaut habe ich ihn, ich bin gegangen
und basta.

Aus dem Buch "Mit geschlossenen Augen" von Melissa P. Manch einer wird das Buch vielleicht nicht mögen, wegen wegen der dreckigen Wörter und der unverblümten Schilderungen einer 16-jährigen Italienerin. Andere werden es aber wohl gerade deswegen mögen. An machen Stellen liest sich das Buch wie ein Pornofilm, aber eben nicht nur.

Ich kann es nur empfehlen.

Nicole (Gast) - 2007-01-14 18:57

...ich hab's vor etwa einem Jahr gelesen und fand es zwar heftig, aber gut! :)

"Opelblondine" (Gast) - 2007-01-15 20:39

aha. fick dich doch selbst...

fremdgegangen - 2007-01-15 23:21

bist dus wirklich? wie hast du mich gefunden?
animoD (Gast) - 2007-01-21 11:44

Ich hab das Buch geradezu verschlungen. Einerseits aus unverständniss, wie eine 16-Jährige sich auf all diese Dinge einlassen konnte und anderseits auch wegen ihrer klaren, direkten Worte.

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